AKTUELLES
  KUNSTHAUS RIETBERG – MUSEUM WILFRIED KOCH
KLOSTERGARTEN – SKULPTURENPARK WILFRIED KOCH
 


Mit Vertrag vom 20. April 2007 hat das Ehepaar Dr. Wilfried und Hilde Koch insbesondere Kunstwerke, aber auch Gegenstände aus dem wissenschaftlichen, musischen, literarischen und persönlichen Bereich von Dr. Wilfried Koch der Kulturstiftung der Sparkasse Rietberg zugestiftet.

Zum Zustiftungsvermögen gehören
  • 19 überlebensgroße Bronzeskulpturen
  • über 100 Gemälde
  • 700 gerahmte Zeichnungen

  • 11 der Bronzeskulpturen befinden sich im Skulpturenpark Wilfried Koch, weitere 8 rund um das und im Museum Wilfried Koch. Das Museum beherbergt das malerische und graphische Werk, das jeweils gleichzeitig in zwei getrennten Bildgruppen mit eigener Thematik in bisher 23 wechselnden Ausstellungen gezeigt wird.


     
      FLYER ZU DEN AKTUELLEN AUSSTELLUNGEN IM MUSEUM
    WILFRIED KOCH UND IM SKULPTURENPARK WILFRIED KOCH
     

     


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      WILFRIED KOCH KUNSTPREIS 2011


    Dieser Kunstpreis will die zeitgenössische bildhauerische Kunst in Deutschland im Sinne des Namengebers Wilfried Koch fördern. Er richtet sich vor allem an den künstlerischen Nachwuchs bzw. noch nicht bekannte Künstler und Künstlerinnen. Das Preisgeld, welches von den Eheleuten Koch zur Verfügung gestellt wurde, beträgt 5.000 Euro. Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige Jury. Dieser Jury gehören neben Dr. Wilfried Koch und seiner Ehefrau Hilde, an: Dr. Bennie Priddy, Leiter des Museum Abtei Liesborn,
    Dr. Karin Zinkann, Ehrenvorsitzende des Kunstvereins für den Kreis Gütersloh, Friedrich-Wilhelm Schröder, Vorsitzender des Kunstvereins für den Kreis Gütersloh, Horst-Jürgen Hoburg, Bildhauer aus Verl, Christiane Hoffmann, Kunstagentur Hoffmann, Andrè Kuper, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Sparkasse Rietberg sowie Johannes Niemeyer, Bildhauer und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung der Sparkasse Rietberg.

    Ausschreibung zum Kunstpreis 2011

     

      WILFRIED-KOCH-KUNSTPREIS VERGEBEN


    Berliner Bildhauer Alexander Heil ist der erste Preisträger.
    R i e t b e r g. Insgesamt 64 Arbeiten aus der gesamten Bundesrepublik um den ersten Wilfried-Koch-Kunstpreis gingen ein. Und die waren allesamt von hoher Qualität. Deshalb fiel der Jury um Dr. Wilfried Koch und Ehefrau Hilde die Auswahl besonders schwer. Mit dem Berliner Bildhauer Alexander Heil einigte sich die insgesamt neunköpfige Jury auf einen Preisträger, bei dem gewähltes Thema und praktische Umsetzung einfach stimmten.

    „Der wird's schon machen“, war sich Dr. Koch sicher, als er Alexander Heil den vom Ehepaar Wilfried und Hilde Koch mit 5.000 Euro dotierten Preis überreichte. Der von ihm geschaffenene Kunstpreis soll die Kunst der figürlichen Skulptur in Deutschland fördern. Er möchte, dass andere einen ähnlichen Weg gehen können wie er. Nur eben mit ihren Fußstapfen. Künftig solle der Preis deshalb alle zwei bis drei Jahre verliehen werden, so Dr. Koch.
    Aus den kurzen Reden der Laudatoren stach die von Dr. Koch hervor: Eine brilliante Reihung kürzester Geschichten, ernsthaft, amüsant, Grund
    und Absicht seiner Stiftung erhellend. Das alles in fünf Minuten.


      Die Jury war neben dem Ehepaar Koch unter anderem mit Dr. Karin Zinkann und Friedrich - Wilhelm Schröder vom Kunstverein Kreis Gütersloh, dem Druffeler Bildhauer Johannes Niemeyer und Dr. Bennie Priddy, Direktor des Museums in Liesborn, prominent besetzt. Die Auswahl des richtigen Preisträgers ist dem Gremium mehr als schwer gefallen.
    Deshalb hatten Bürgermeister Andre Kuper und Sparkassenvorstand Heinz Hüning einen zusätzlichen Förderpreis angeregt. Diese von der Sparkassenstiftung mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung ging an Joachim Jurgelucks aus Melle. „Der brennt, der geht in der Bildhauerei auf“, schwärmte die Galeristin Christiane Hoffmann aus Rheda-Wiedenbrück von dem 1979 geborenen Nachwuchskünstler und Autodidakten in ihrer Laudatio. Übergeben wurde der Zusatzpreis von Kuper, der sich für diese Auszeichnung stark gemacht hatte.




    RSA Nr. 870 vom 17.11.2011
      REDE VON DR. WILFRIED KOCH
         
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freunde!
    Es ist erfreulich, ja erstaunlich, dass so viele Menschen zur Verleihung meines Kunstpreises kommen. Denn keiner von Ihnen bekommt ihn ja. Sie können nur zugucken und zuhören und Beifall klatschen. Diese Einstellung ehrt aber auch Sie an diesem Tag, an dem es um ganz spezielle Ehrungen geht. Allerdings auch um den Genuß von Kunst, von 3 x guter Musik und nachher um ein im Wortsinn geruhsames Büffet – mit lauter Canapés nämlich.

    Ich muß auch einen sprachlichen Irrtum berichtigen. Bei einer solchen Verleihung wird keine Rückgabe des verliehenen Geldes erwartet. Das ist schon ein ganz normales Geschenk auf Dauer.

    Die Qualität der 64 eingereichten Arbeiten hat jedoch die Sparkasse bewogen, zusätzlich zu meiner Stiftung einen zweiten Künstler mit einem zweiten Preis zu ehren, den sie nachträglich und zunächst nur für diesen Wettbewerb gestiftet hat. Frau Hoffmann wird dazu und zum Preisträger Joachim Jurgelucks etwas sagen.

    Diese Preise sind nicht nur dazu da, einem feierlichen Augenblick Dauer zu verleihen, sondern die PFLEGE figürlicher Plastik zu stärken und zu fördern. Sie war in der Modezeit der abstrakten Künste ziemlich ertrunken. Ein Kunstprofessor, der übrigens sehr Löbliches über meine Arbeiten geschrieben hatte, bemerkte vor Jahren: „Figürliche Plastik ist überhaupt keine Kunst“. Als ich antwortete: „Dann müssen wir ja wohl die gesamte Antike vergessen“, fasste er sich an seine Nase und sagte: „Hm, ist auch wieder wahr. Wie konnte ich nur Praxiteles übersehen!“ „Und Michelangelo auch“, sage ich. „Jaja, den auch“, antwortete er. Sie erkennen daraus, es gibt durchaus Bedarf, die figürliche Plastik zu fördern und zu diesem Zweck auch die Künstler, die schon in jungen Jahren ihr Herzblut darein verströmen lassen!

    Ich habe mich des öfteren gefragt, warum die meisten Stiftungen von Leuten in ihren späten Lebensjahren gemacht wurden.

    Es hat natürlich zunächst mal damit zu tun, dass man es sich in jungen Jahren einfach nicht leisten konnte.

    Aber dann fielen mir wahrhaft merkwürdige Parallelen der Lebensläufe ein. Und die machen späte Stiftungen plausibel. Schon im ganz frühen Christentum, da konnten die Gläubigen wählen zwischen Hölle und Himmel. Hölle war einfach. Man mußte sich nur schlecht genug benehmen.

    Für den Himmel mußte man nicht nur ohne Sünde sein (und dass das nicht ging, wußten alle), sondern auch möglichst viel Gutes tun. Bevor man gestorben war.

    Also gaben die Wohlhabenden voller Angst viel für ein Kloster, ein neues Hospital oder ein Gottsleuthaus. Darin ließ man die Armen, also z.B. Gottes Leute, wohnen, verköstigen und pflegen und fleißig für den Stifter beten und beiläufig auch für sich selber.

    Meine Tante Hanni war Lehrerin und zu ihrer Zeit entsprechend schwach betucht. Aber sie hungerte mit ihrer Freundin zusammen ihr Leben lang, um der Kirche Kelche, Gewänder und Kirchen-schmuck schenken zu können. Sie wollte sich erklärtermaßen damit den Himmel verdienen. Wir nennen das allgemein „Verdienstchristentum“.


    Tante Hanni hat z.B. die damals neue Katholische Kirche in Dissen bei Osnabrück nach ihrem Rohbau im Laufe der Zeit mit allem salralen Mobiliar, mit Bildern, Skulpturen und Ministrantenglöckchen, mit Messbuch und Weihwasserwedel ausgestattet.

    Außerdem hat sie das Studium des kürzlich verstorbenen ehemaligen Kultusministers Mikat bezahlt. Das ist der, der durch seine Mikätzchen bekannt und berühmt wurde.

    Und dann starb Tante Hanni 1972 selber. Und beim Kaffee und Schinkenbrötchen nach der Beerdigung vermuteten wir Neffen höchst unfein: „Siehsse, un jetzt sitzt se auf ner nassen Regenwolke. Das hat se nu davon“.

    Oft geht es aber auch so: Mit acht Jahren möchte man gern neun oder noch besser zehn sein. Am 40. Geburtstag ist man glücklich zu hören: „Was? Schon 40? Heute? Das sieht man Ihnen gar nicht an. Ich hätte Sie um Stunden jünger gehalten!“

    Mit 80 und darüber ist das wieder ganz anders. Da fängt man an zu kokettieren, dass man schon so alt ist und immer noch lebt.

    In das neue Gästebuch meines Museums hat ein Besucher gleich auf die erste Seite geschrieben: „Koch war ein guter Maler …“ Is ja gut, is ja gut, sage ich dann und versuche, den schmerzenden Rücken gerade zu strecken.

    Irgendwann und bald immer öfter kommt aber in der Rückschau auf dieses eigene Leben die Frage: „War’s das? War das alles?“

    Und weil ich mein Ende und damit das Ende meiner Entwicklung absehen kann, suche ich Menschen meines Geistes zu finden. Und die will ich auf dem Gebiet fördern, auf dem ich selber gesucht und gefunden habe. Das heißt: Sie sollen mich um Gottes willen nicht imitieren, sondern mit ihrem sehr persönlichen Ausdruck die figürliche Plastik weiterentwickeln.

    Wie macht man das?
    Man gründet mit seiner geliebten Frau zusammen eine Stiftung der eigenen Arbeiten als Zeugnis der eigenen künstlerischen Intentionen. Und mit seinem zweitletzten Geld lobt man einen Preis aus. Damit soll alle zwei oder drei Jahre ein Künstler gefördert werden, der seinen Weg ähnlich, aber mit seinen eigenen Fußstapfen geht und weitergehen möchte. Einen Weg, der seit der Antike begangen wird und sich stetig wandelt.

    Und dann findet man Herrn Alexander Heil und gibt ihm den Preis und denkt:

    Der wird’s schon machen!

    Und ich darf auch noch ein Stück leben. Und das alles ist schön, sehr schön. Herzlichen Glückwunsch, Herr Heil!
      NACHTRAG ZUR REDE
     
    In der Tat werde ich immer noch auf Tante Hanni ange-sprochen. Sie allein scheint sich von allen Reden mit ihrem Namen in der Erinnerung zu halten.

    Allerdings hatte Tante Hannis Buß- und Spendeneifer gewiß auch einen realen Grund.

    Sie war eigentlich meine Großtante, meiner Mutter Tante. Es gibt eine längere Erzählung über das Drama, wie meine Mutter erfuhr, wer sie in Wirklichkeit war. Das geschah erst kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Bis dahin war die stillschweigend unter dem Namen ihres Stiefvaters geführt worden. Noch ihr Schulabschlußzeugnis nennt sie so.

    Während der Kriegszeit hatte es eine rechtliche Möglichkeit gegeben, auch mündelsichere Guthaben anzugreifen. Eine Reaktion auf die finanziellen Nöte der schrecklichen Gegenwart. Auf irgendeine solche Weise kam Tante Hanni an ein Erbe, das meiner Mutter galt. Davon studierte sie und wurde Lehrerin.

    Mutter erfuhr im Zusammenhang mit ihrer richtigen Namensfindung davon. Sie war hochbegabt und litt ihr Leben lang darunter, dass sie sich kein Studium hatte leisten können.
    Tante Hanni zahlte reuig die Hälfte des Schulgeldes meines älteren Bruders: zwei Mark fünfzig pro Monat. Zwischen den beiden Frauen entstand eine Hassliebe. In unserer Familie entwickelte sich die Meinung, Tante Hanni wolle ihre Buße lieber beim lieben Gott abarbeiten als an der Geschädigten. Deshalb die kirchlichen Stiftungen. Außerdem gewann sie dadurch öffentliches Ansehen.

    Meine Mutter lebte im Schwarzwald. Sie besuchte mich nie. Als Tante Hanni gestorben war, kam sie den weiten Weg zu mir. Ich mußte sie zum Grab ihrer Tante fahren. Mutter stand lange davor, dann sah ich, wie sie mit einem Fuß auf das Grab trat. Langsam, aber im Wortsinne nachdrücklich. Ihr Schuhabdruck blieb in der noch ungeglätteten Erde haften. Denn das Grab war noch nicht mit einer Umrandung versehen worden.

    Dann fuhren wir zurück. „Wie fühlst du dich?“ „Gut“, sagte Mutter zwischen dünnen Lippen. „Gut“.
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